Berlin braucht die Galerie der Moderne! Aber: Berlin braucht keinen Depotneubau für Alte Meister im Kasernenhof, sondern sichtbare, neue Architektur für neue Kunst am Kulturforum!
Deshalb begrüßt der Vorsitzende der FDP Tiergarten, Dr. Kurt M. Lehner, zugleich Vorsitzender des Landesfachausschusses Kultur der Berliner FDP, die Absicht von Kulturstaatsminister Neumann, die
Gesamtplanung der Stiftung preußischer Kulturbesitz zu überdenken. Am Kulturforum wäre noch Platz genug für diese Galerie der Moderne, ohne die Alten Meister auf Jahre wegzusperren, um sie danach
auf zwei doch recht weit voneinander entfernt liegende Häuser aufzuteilen.
Der für die Alten Meister geplante Neubau im Hof der Kaserne am Kupfergraben ist von der Museumsinsel und dem Bodemuseum durch die Spree und die Straße getrennt, also keineswegs einfach eine
„Erweiterung“ des Bodemuseums. Ob die Aufteilung der Gemäldegalerie auf zwei Gebäude nach geographischen Kriterien dem Verständnis der Kunst in ihrem europäischen Zusammenhang förderlich ist,
darf wohl zurecht bezweifelt werden.
Tatsächlich wird ein Teil der Sammlung (geplant: vor allem die deutsche Malerei) in ferner Zukunft in der Kasernenhofbebauung versteckt sein und womöglich weit mehr unter Besuchermangel leiden
als heute. Gleichzeitig bleibt das Kulturforum städtebauliche Wüste wie heute - unabhängig davon, welche Bilder im Bau der bisherigen Gemäldegalerie hängen. Mit den Rochadeplänen für die
Gemäldegalerie wird deshalb eine große Chance vertan.
Der auf Bodes großartige Konzeption zurückgehende Plan, auf der Museumsinsel ein Universalmuseum zu schaffen, ist schon jetzt obsolet, wenn die Moderne außen vor bleiben muß. Aber die
SPK-Sammlungen zur Kunst bis 1900 sind so umfangreich, daß die Museumsinsel auch mit dem Kasernenhof dafür nicht genügend Platz hat. Es wäre Zeit, einzugestehen, daß mit dem Humboldtforum die
Grenzen des Standorts Museumsinsel endgültig erreicht sind.
Mit einem Neubau für die Galerie der Moderne bekäme nicht nur das Kulturforum endlich die Chance, die es verdient. Auch die Moderne des 20. Jahrhunderts hätte endlich den notwendigen großen
Auftritt, anstelle des angedachten Kompromisses, der Zweitnutzung der bisherigen Gemäldegalerie. Und wenn bis zur Realisierung von Museums-Neubauten – egal ob am Kupfergraben oder Kulturforum –
eine Zwischenlösung gefunden werden muß: warum dann nicht für die Sammlung Pietzsch?
von Dr. Kurt M. Lehner